Wieso das Thema Geburt so viel Platz in meinem Blog einnimmt und warum vor allem Väter bzw. Co-Mütter zu Wort kommen sollen möchte ich euch in diesem Beitrag schildern.
Schon in meiner ersten Schwangerschaft und aber vor allem in meiner zweiten Schwangerschaft ist das Thema Geburt zu einer Herzensangelegenheit geworden. Während Mikos Geburt in der Klinik sind uns ein paar Dinge widerfahren, die wir uns so nicht wieder wünschten. Als ich dann neun Monate später wieder schwanger war, wurde die Freude darüber etwas getrübt mit dem Gedanken, wieder eine Geburt „durchmachen zu müssen“. Also begann ich mich ausführlich zu informieren. Zunächst erkundigte ich mich nach einer Beleghebamme. In Düsseldorf trat die vierte Beleghebamme gerade ihren Dienst an, so dass ich mit Hilfe der Hebammen Zentrale Düsseldorf, tatsächlich einen Kennenlerntermin ergattern konnte.
Ein großes Glück, bekannterweise sind die Berufsbedingungen für Hebammen in Deutschland nicht gerade Berufsstand fördernd, besonders wenn sie auch geburtshilflich tätig sein möchten.
Die Hebamme war mir recht sympathisch, allerdings die Klinik nicht mit welcher sie zusammenarbeitet. Ausgerechnet an Mikos erstem Geburtstag fand dort die nächste Kreißsaalführung statt. An dem Tag, an dem Mikos Geburt (die sehr sehr glücklich endete und final für mich ein gutes, tolles Geburtserlebnis war) genau ein Jahr her war, besichtigten wir eine Klinik, die wir uns in der ersten Schwangerschaft nicht angeguckt hatten, da uns ihr Ruf nicht gefiel. Und an diesem nassen Winterabend konnte sie uns auch nicht vom Gegenteil überzeugen. Dunkle Gänge, kleine Räume, keine eigenen Bäder an den Geburtsräumen und teure, enge Familienzimmer auf Station. Als ich dann hinter einer Tür eine Frau stöhnen hörte und ich an das durchdringende Gefühl der Geburtswehen erinnert wurde sträubte sich alles in mir. Auf Geburt hatte ich gerade gar keine Lust. Erstrecht nicht in dieser Klinik! Schade um die Möglichkeit eine der wenigen Beleghebammen dabei haben zu können, aber ich sagte ihr ab.
Na ja in Mikos Geburtsklinik haben wir uns ja eigentlich gut aufgehoben gefühlt, sagten wir uns und dass uns die Hebamme ausgerechnet in der beginnenden Pressphase alleine lassen musste war ja nicht ihre Schuld. Es mangelte ihr eben an Unterstützung und die anderen beiden Gebärenden brauchten sie ja ebenfalls. Vielleicht konnte ich ja meine liebe Vor- und Nachsorgehebamme, die uns auch schon bei Miko betreut hatte, irgendwie bestechen uns als „Begleitperson“ bei der Geburt beizustehen. Was für eine unverschämte Idee, ich hab sie nie gefragt.
Eine Freundin, die ihr erstes Kind zu Hause zur Welt gebracht hatte und sich durch Hypnobirthing auf die Geburt vorbereitet hatte, lieh mir Bücher,die mich wieder positiv auf das bevorstehende Ereignis stimmen sollten. Während der Lektüre stieg tatsächlich in mir die Vorfreude und ich wollte eine richtig tolle, selbstbestimmte, geborgene, natürliche Geburt. Und das sollte mir diesmal im Geburtshaus hier in Düsseldorf ermöglicht werden. Ich lernte in diesem Buch auch, dass der Geburtsverlauf wie ich ihn bei Mikos Geburt erlebt hatte sich durch die typischen Folgen und Risiken der künstlichen Geburtseinleitung ergab. An eine Aufklärung darüber seitens der Klinik erinnere ich mich nicht. Nur daran, dass aus Sorge, das Kind würde für eine Spontangeburt zu groß werden, eine Geburtseinleitung spätestens sieben Tage nach ET ratsam wäre oder sogar ein Kaiserschnitt die Lösung wäre eine drohende Schulterdystokie bei zu großen Kindern zu vermeiden. (Meine vorsorgende Hebamme und auch mein Frauenarzt, haben mir zum Glück, diese Sorgen genommen, dennoch lies ich mich am achten Tag nach Termin auf die Einleitung ein.) Anders als die mir bekannten Kliniken warten die Hebammen des Geburtshauses die14 Tage nach dem berechneten bzw. korrigierten Geburtstermin ab, die ja wie auch die drei Wochen vor diesem Termin zu dem Zeitraum gehören in dem ein Baby „termingerecht“ zur Welt kommt. Und um die Größe machen sie sich auch erst einmal keine Sorgen. Natürlich werden weder Kind noch Mutter in Gefahr gebracht, die Vorsorgekontrollen werden engmaschiger durchgeführt und die Fruchtwassermenge durch eine ärztliche Ultraschalluntersuchung kontrolliert. Ein weiterer Vorteil der Geburtsbegleitung der Geburtshaus-Hebammen ist, dass man sich auf eine Eins-zu-Eins-Betreuung verlassen kann. Anders als im Krankenhaus, in dem nur eine Hebamme Dienst hat und unter Umständen zwei oder mehr Geburten gleichzeitig betreuen muss, ist man durch die Rufbereitschaft eines sich abwechselnden Hebammenteams zu keinem Zeitpunkt der Geburt alleine, wenn man dies nicht wünscht. Und dies war für Hans das ausschlaggebende Argument.
Für ihn war Mikos Geburt eine Erfahrung die vor allem auf Sorgen um mich und das Baby basierte. Er empfand es als kraftraubend, ungewiss und beängstigend. Bis zum Schluss.
Als ich mich schon auf die nächste Geburt freute war er immer noch voller Sorge. Daher konnte er sich auch erst keine Geburtshausgeburt oder gar Hausgeburt vorstellen. Die Risiken seien ja viel zu hoch, wenn kein Arzt in der Nähe sei. Erst nach und nach konnte ich ihm diese Würmer aus der Nase ziehen. Ärgerte ich mich doch, dass er sich nicht wie ich informierte und auf die Geburt unseres zweiten Wunschkindes vorbereitete. Irgendwann gestand er mir, dass Mikos Geburt in seinen Augen ganz schrecklich war, vielleicht sogar traumatisch. Vermutlich verdrängte er daher das Thema, wollte sich nicht intensiv damit beschäftigen. Mich machte seine Erfahrung sehr traurig. Um meine Wunschgeburt erleben zu können, war es mir aber ein großes Bedürfnis, dass auch er sich auf die Geburt an sich und nicht nur unser Baby freute und mein geliebter Ehemann diesmal auch ein schönes Geburtserlebnis hat. Also schliff ich ihn zum Infoabend des Geburtshauses, der ihn von einer außerklinischen Geburt überzeugte. Außerdem suchte ich im Internet nach positiven Geburtsberichten aus Vätersicht. Ich fand kaum etwas.
Und das soll sich ändern! Väter sind inzwischen selbstverständlich bei der Geburt ihrer Kinder dabei. Ein physiologischer, natürlicher Ausnahmezustand den sie niemals am eigenen Leib erfahren können. Da finde ich es wichtig, dass sie sich auch auf die Geburt vorbereiten können und vorbereitet werden ohne als Nebenfigur behandelt zu werden. Dies wünsche ich mir auch für die geburtsbegleitende FreundIn oder werdende Oma und die nicht-gebärende werdende Mutter die diesen wundervollen Ausnahmezustand begleiten darf und möchte. Daher hoffe ich, dass auch euch mein Blog und die Berichte weiterhelfen. Es gibt zwar bereits Geburtsvorbereitungskurse für Paare und zum Beispiel auch einen geburtsvorbereitenden Abend für Väter am Uniklinikum Düsseldorf aber ich finde das ist erst ein guter Anfang. In meiner Herzohr-Kategorie „Geburt“ möchte ich also vor allem Geburtsberichte aus Vätersicht veröffentlichen bzw. aus Sicht der Begleitperson. Gute, schöne Berichte um Mut zu machen und Vorfreude zu wecken und vielleicht auch Berichte von Menschen die keine schöne Geburt erlebten. Von Letzteren können wir hoffentlich lernen was man im Vorhinein oder während der Geburt anders machen kann, wie viel man als Begleitperson vielleicht doch beeinflussen kann um ein gutes Geburtserlebnis für alle beteiligten zu haben.
Hallo! Nach dem lesen dieses Blogs hätte mich interessiert, wie es dir mit deiner zweiten Geburt im Geburtshaus gegangen ist! Und ich finde es auch sehr interessant, sich auch einmal Gedanken über die Rolle der Männer im Kreißsaal zu machen.
Aus meiner Sicht kann ich nur berichten, dass mein Mann bei unseren drei Geburten dabei war und auch sehr wichtig. Ich finde, die Männer können ja nicht wirklich viel tun außer einfach für ihre Frauen da zu sein – wie man auch als Frau nicht gerade viel tun kann, als die Geburt einfach zu ertragen (das ist zumindest meine Erfahrung). Man muss sich einmal in ihre Lage versetzen: miterleben zu müssen, wie der geliebte Mensch leidet, und auch nichts dagegen tun zu können, ist auch nicht gerade einfach oder lustig! Ich stelle mir vor, dass es auch schwierig ist, dieses Erlebnis zu verkraften (auch für die Männer eben), aber mein Mann schaffte das zum Glück problemlos. Er hat mir auch seine Sicht der Geburten erzählt, aber es wäre wirklich interessant über andere Geburten von Männern erzählt zu lesen. 🙂
LikeLike
Hallo Gabriele!
Vielen Dank ersteinmal fürs Lesen, Folgen und Kommentieren!
Mein Geburtsbericht braucht nur noch den allerletzten Feinschliff und dann geht er online. Mir fällt immer mehr ein, was ich schreiben oder verändern möchte. Ich habe so eine positive Geburtserfahrung gemacht, dass ich es nicht schaffe sie in Worte zu fassen. Aber ich schätze ich muss jetzt einfach mal einen Punkt machen und ihn veröffentlichen.
Ich denke, dass wir vlt den Männern bewusst machen sollten, dass sie alleine durch ihre Anwesenheit schon sehr viel helfen und dieses „Leid“ deutlich erträglicher machen. Und vlt können sie es besser ertragen wenn sie das wissen und darauf vorbereitet sind, eine ganz neue Seite ihrer Frau kennen zu lernen.
Ich habe einen Geburtsbericht aus Vatersicht in Arbeit und freue mich über weitere Freiwillige.
Also an alle Väter: Mail mir doch einfach mal an herzohr(at)gmx.de und wir sehen wie wir deinen Bericht zu „Papier“ bringen und hier bei herzohr veöffentlichen können.
Alles Liebe
Claudia
LikeLike