Das Schlafen ist ja so eine Sache. Jeder braucht Schlaf. Aber jeder schläft anders. Einer spät. Einer früh. Einer kurz. Einer lang. Einer durch. Einer phasenweise.
Wir Erwachsenen haben gelernt allein damit klar zu kommen und die Nacht zum Schlafen zu nutzen. In der Regel. Oft genug bin ich froh neben meinem Partner zu liegen. Mich anzukuscheln bei einem schlechten Traum, ihn zu wecken bei einem unheimlichen Geräusch. Wir Menschen sind Gesellschaftsschläfer. Das gibt uns Sicherheit. Ganz besonders unseren Kindern.
Das ein Neugeborenes bei den Eltern schlafen soll ist inzwischen gesellschaftlich anerkannt. Aus Sicherheitsgründen aber im eigenen (beigestellten) Bett. Wir fragten damals unsere Hebamme ob Miko auch bei uns im Bett schlafen dürfe, nicht nur im Beistellbett , weil er dann seltener aufwacht und es für uns einfacher wäre. „Natürlich dürft ihr das!“, war ihre prompte Antwort, „Ihr seid die Eltern!“ So haben wir angefangen auf unser Herz zu hören. Auf unsere Fähigkeiten und die unseres Babys.
Dass das Kind aber auch bald lernen muss alleine im Gitterbett zu schlafen, am besten im eigenen Zimmer gibt der gesellschaftliche Druck immer noch vor. Wenn ihr Eltern es euch von Herzen wünscht und es euch lieber ist, unter Umständen nachts mehr mals aufzustehen um das Kind zu trößten, macht es so. Aber bitte wendet keine Schlaftrainings mit Schreien lassen und selbst beruhigen an! Eure Kinder brauchen euch und eure Nähe um sich sicher zu fühlen. Je nach Alter schreit ein Baby um sein Leben. Es hat Todesangst. Auch wenn es scheinbar „lernt“ alleine wieder einzuschlafen ist dies lediglich Resignation oder schlichtweg Erschöpfung. Mehr dazu kannst du zum Beispiel auf dem bereits empfohlenen Wunschkind-Blog nachlesen: „Warum man babys nicht alleine schreien lassen sollte“
Bettgeschichten
Bei uns blieb das beigestellte Babybett, als Erweiterung des Ehebettes zum Familienbett 1.0, über den ersten Geburtstag hinaus bestehen. Gut es gab drei Ausnahmenächte. Diese verbrachte ich frierend auf einem harten Küchenstuhl neben dem Gitterbettechen in unserem Schlafzimmer. Ich dachte irgendwie es wäre an der Zeit, dass er alleine in seinem Bett in unserem Schlafzimmer schläft. Ich habe gestillt und Händchengehalten und „Scht-Scht…“ gesagt. Zum Glück ging der Rückbau ganz einfach. Dann habe ich zwar immer noch gestillt, Händchengehalt und „Scht-Scht“ gesagt, lag dabei aber wenigstens in meinem warmen, gemütlichem Bett.
Und auch von meinem Dreijährigen erwarte ich nicht, dass er alleine schläft. Auch wenn ich es mir manchmal wünsche…
Erweitertes Familienbett
Mit Fortschreiten meiner zweiten Schwangerschaft, haben wir das Kinderzimmer mit Matratze eingerichtet. Ich nenne sie das erweiterte Familienbett. Die Matratze ist 120cm breit und zwei Meter lang. Im Gegensatz zum Gitterbett ist sie groß genug für einen Erwachsenen und ein Kleinkind. Und im Gegensatz zu einem Einzelbett, ist der Sturz daraus nicht schlimm und es rollen nicht ständig Spielsachen drunter.
Abgesehen vom Schlafen hat eine Matratze auf dem Boden des Kinderzimmers meiner Meinung noch weitere Vorteile. Man kann hüpfen, toben, tollen, kuscheln, lesen und vom Tisch draufspringen. Außerdem können Eltern/Großeltern/Andere es sich bequem machen, wenn das Kind ins selbsständige Spiel vertieft ist und bleibt solange man im Raum ist.
Zunächst hat er seine Mittagsschläfchen dort gemacht. Und dann haben wir ihn dort auch abends ins Bett gebracht. Das war kein Problem. In der Regel begleiten wir unsere Kinder in den Schlaf. Das heißt wir sitzen oder liegen, nach dem Vorlesen und über-den-Tag-reden solange mit im Bett bis sie tief und fest schlummern. Wenn er dann nachts gerufen hat ist einer von uns zu ihm. Je nach Bedarf (von Kind und Eltern) blieben wir dann dort oder gingen zurück ins Ehebett. Ich wollte bevor das zweite Kind geboren wird und ich wieder die Nächte mit Stillen verbringe das Bett für mich (und meinen Mann und meinen bald riesigen Schwangrschaftsbauch) haben. Ich wollte normal aus meinem Bett aufstehen können (soweit man mit-riesiger-Babykugel-mehrmals-nächtliches-Aufstehen als „normal“ bezeichnen kann…) und nicht zum Fußende robben müssen, weil ein kleines Bett an meins montiert ist.
Abgesehen von meinem Bedürfnis nach vorübergehender nächtlicher Freiheit, würde das Baby ja bald den Schlafplatz neben mir einnehmen. Und ich wollte nicht, dass Miko mit Ankunft des Geschwisterchens aus seiner Schlafroutine verdrängt wird. Das wäre ein schlechter Start für die Geschwisterbeziehung gewesen.
Deswegen war meine Idee auch, dass Hans sich überwiegend um Mikos nächtlichen Belange kümmert. Da ein Neugeborenes dem großen Bruder ja auch ein ganzes Stück meiner Aufmerksamkeit nehmen würde, sollte die Beziehung zwischen Vater und Sohn so gestärkt werden, dass der Verlust für ihn nicht zu schwer würde.
Ich finde das ist übrigens der beste Tip den ich damals auf meiner Recherche für eine positive Geschwisterankunft gefunden habe:
Die Zweitnächste Bezugsperson sollte zumindest nahezu zur Nummer Eins werden. Dann spürt das Ältere Kind keine Zurückweisung in Zusammenhang mit dem neuen Geschwisterkind und wenn doch, hat es wenigstens eine gute und starke Bindung zu einer weiteren Bezugsperson die ihm diese eingreifende Veränderung der Lebenssituation erleichtert.
Die Quelle finde ich leider zur Zeit nicht wieder, aber es klingt einleuchtend oder?
Dass das Geschwisterkind ein Geschenk mitbringt (aus dem Universum oder aus dem Bauch oder woher…?) ist zwar ganz nett, aber bestimmt nicht so tröstlich wie eine gute Bindung innerhalb der Familie. Ich habe dabei nicht die Beziehung zu meinem Erstgeborenen verschlechtert, sondern wir haben die zum Vater gefördert.
Also schlief ich oft die zweite Nachthälfte alleine mit Babybauch und später mit Baby im Ehe- bzw. Familienbett, während die beiden im Kinderzimmer kuschelten. Miko hatte gut drei Monate Zeit sich an die neue Schlafsituation zu gewöhnen bevor er zum großen Bruder wurde.
Als das nächtliche Stillen deutlich seltener wurde übernahm ich auch wieder den nächtlichen „Miko-Dienst“. Wir sprachen uns also wieder vor den Nächten ab, wer zuständig sein wird. Wenn ich aber Miko-Dienst hatte war die Nacht für mich sehr anstrengend. Denn die Maus ließ sich selten von Hans beruhigen und spätestens auf ihren morgendlichen Muttermilchsnack zwischen fünf und sechs Uhr besteht* sie nach wie vor. Wenn ich also bei Miko liegen blieb musste ich spätestens dann noch einmal aufstehen und das Bett wechseln bevor die Nacht ganz rum war. Oder ich musste gegenfalls öfter hin und her pendeln. Und wenns ganz mies lief sollte ich bei beiden gleichzeitig sein. Als Hans vergangenen Herbst dann eine starke Erkältung mit Fieber hatte und dringend Schlaf brauchte habe ich Miko mit ins Familienbett geholt. Und mein kranker Mann schlief alleine im Kinderzimmer. Die Nächte waren deutlich erholsamer für mich. Ich musste mich ja nur nach rechts und links rollen um die Kinder zu beruhigen. Und meistens werden sie nicht gleichzeitig wach und wollten beide meinen linken (also bitte unbedingt den selben!) Arm wund-streicheln. Ja, Elternarme wund-streicheln ist das was unsere Kinder nachts am meisten brauchen. Vor allem der Große. Die Kleine nuckelte auch gerne mal meine Brustwarzen wund.
Vielleicht merkst du an meinem Ton gerade, dass das Bedürfnis nach nächtlicher Freiheit allmählich wieder in mir aufkeimt. Mila ist nämlich inzwischen auch schon 17 Monate* alt. In dem Alter war Miko damals schon ausgezogen. Aber der Reihe nach.
Familienbett 3.0
Die Nächte mit beiden Kindern bei mir im Bett waren also erholsamer für mich, als das nächtliche pendeln. Denn selbst wenn Hans Miko-Dienst hatte war ich oft zumindest mit der Aufmerksamkeit dabei. Überwiegend hörte ich ihn zuerst und musste Hans wecken. Und es war leider nicht selten, dass Miko ersteinmal protestierte wenn Papi kam und nicht Mami. Aber die Enttäuschung überwunden wir jedesmal gemeinsam. Ich zweifelnd, ggf. Stillend im Schlafzimmer und mein Sohn geborgen bei seinem Vater, den er ja eigentlich auch unendlich liebt.
Und weil ich aber auch meinen Ehemann wieder im Bett haben wollte, planten und bauten wir unser Familienebett 3.0 !
Aus der Zeit als das Kinderzimmer noch Büro/Gästezimmer (oder besser Zockerzimmer und Rümpelkammer) war hatten wir noch ein einfaches (hässliches) Einzelbett im Keller. Praktischerweise mit Geländer an drei Seiten. Wir verteilten also diverse Wäschesammelkörbe neu in der Wohnung, bauten Hans Nachttisch ab und erweiterten unser Familienbett bis an Fenster heran.
Wir haben nun eine riesige Bettfläche (Dreimetervierzig Breite!) und eine minimale Bodenfläche im Schlafzimmer. Das regelmäßige Staubsaugen wurde also erleichtert. Bettzeugwechseln und unterm Bett saugen eher erschwert.
Die Nächte sind ok bis erholsam. In der Regel begnügt sich jedes Kind mit dem neben sich liegenden Elternteil. Mila bei mir, Miko bei Hans. Möchte Miko bei mir kuscheln, kommt er rüber geklettert. Dann wirds gegebenenfalls sehr eng für mich. Manchmal mag ich das, manchmal kann ich es nicht ertragen. Und da meine Bedürfnisse ja genausoviel wert sind, wie die der anderen riskiere ich auch nachts schonmal eine Streiterei, wenn ich den Platz für mich einfordere. Aber die Kinder fordern ja auch und irgendwie wollen wir doch alle nur unseren erholsamen Schlaf.
Der Gedanke, die Kinder schlafen alleine im Kinderzimmer ist für mich zur Zeit sehr verlockend. Am liebsten sollen sie auch alleine Einschlafen, während ich die Küche auffräume . Oder blogge, oder chille oder egal was mache. Meine Erwachsenenzeit habe. (Es gab eine Phase, da hat Miko das gemacht…)
Ich glaube aber, dass es viele Tränen und Zeit und Aufwand benötigen würde. Dass sie dennoch nicht durchschlafen würden und die Nächte keineswegs erholsamer wären. Ich weiß aber, dass ich sie vermissen würde, wenn ich mich schlafen lege und nicht ihren Atem höre. Es fühlt sich richtig an, wenn ich mich abends, müde in mein Bett … beziehungsweise, in unser Bett in mein Bettzeug kuschele. Vielleicht noch einmal rüberrolle, eine Decke zurechtrücke, ein Küsschen verteile und zwischen tiefen leisen Kinderschlaf-Atemzügen einschlafe.
*Ich habe diesen Artikel jetzt über zwei oder drei Monate verfasst. Unsere Schlafsituation hat sich, wie im Text deutlich wird, mehrfach geändert. Und auch die Stillbeziehung zwischen Mila und mir hat sich geändert. Wir haben aufgehört. Nach 19 Monaten nun scheinbar ganz. Mal schauen ob sie mich danach fragt, wenn ich sie das nächste Mal ins Bett bringe und mal sehen was ich antworten werde. Aber das ist ein anderes Thema und eigentlich ja auch einen Artikel wert…
Um diesen und andere folgende Artikel nicht zu verpassen folge doch einfach meinem Blog. Ich würde mich freuen. Links in diesem Artikel die ins Leere führen, sind begonnene Artikel die demnächst veröffentlicht werden. Es lohnt sich also 😉
Alles Liebe, Claudia ❤
Hör Auf Dein Herz
Sehr spannend, wie eure Entwicklung verlaufen ist mit „1.0“, „2.0“ etc. Wir machen auch die Erfahrungen, dass das Thema Schlafen in den ersten Jahren einfach sehr wechselhaft verläuft. Klassisch im Beistellbett die ersten Monate, alles kein Problem. Mit ca. 6 Monaten haben wir dann, im Anschluss an unseren ersten Urlaub, Hugo in seinem ersten Bett in sein Zimmer „verfrachtet“. Das klappte auch eine Zeit lang ganz gut, bis die nächsten Schübe, gepaart mit Infekten kamen & wir uns entschieden, ihn mit seinem Bett wieder in unser Schlafzimmer zu stellen. Für uns einfacher & für ihn mehr Geborgenheit. Mal schauen, wie es weitergeht…:-)
LG, Richard & Hugo vom https://www.vatersohn.blog/
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Hi Richard, ja wie das ganze Leben mit Kind verläuft auch das Schlafen in Phasen. Und es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten. Es gibt tatsächlich Kinder und Babys die durchschlafen ggf sogar im eigenen Bett. Und solche die es nie tun, oder wie bei euch, eben phasenweise. Hugo ist ja auch wirklich noch klein und wird noch viel Zeit haben in seinem Zimmer zu schlafen. Wichtig ist es, so wie ihr es macht, auf sein Herz zu hören. Offen und flexibel zu sein um sich den Kinderbedürfnissen anpassen zu können ohne, dass die eigenen Bedürfnisse auf der Strecke bleiben. Alles Liebe, Claudia ❤️
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